Kinderbibeln gibt es wie Staubkörner im Sand und Sterne am Himmel (na, erkannt..?). Gemeinsam sind ihnen die Geschichten der Bibel, aber es gibt auch viele Unterschiede. Wir sind begeistert, wie vielfältig und abwechslungsreich die Bibel für Kinder erzählt werden kann – nicht nur durch geschriebene Texte, sondern auch durch Bilder. Unsere Lieblinge möchten wir hier gern mit euch teilen! Wir stellen euch nicht nur Kinderbibeln vor, sondern auch tolle, wunderschöne und lustige Bücher, die biblische Geschichten oder andere Geschichten zum Nachdenken erzählen.
Geschrieben von Maja Lunde
Illustriert von Regina Kehn
Norwegen unter deutscher Besatzung 1942, die norwegische Polizei muss im Krieg mit den Nazis zusammenarbeiten. Die 10jährige Gerda lebt mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder Otto und ihren Eltern im Doktorhaus, denn ihr Vater ist der Doktor des Ortes. Gerda liebt Zucker-Ei, „Die drei Musketiere“ und Abenteuer jeder Art, am liebsten kämpft sie gegen Graf Schwarzblut. Ihr Bruder Otto ist ganz anders als Gerda – sein Schreibtisch ist immer aufgeräumt, ständig hat er seine Nase in einem Buch oder in einer Landkarte oder er brütet über seinem Globus.
Krieg ist doof, findet Gerda, dauernd gibt es Kartoffeln, Steckrüben und Kohl. Igitt. Seltsamerweise verschwinden in letzter Zeit öfter Lebensmittel im Haus. Im Keller hört sie eines Tages zwei helle Stimmen, in derselben Nacht entdeckt sie eine kleine Gestalt, die durch den Garten hüpft. Plötzlich steht mitten in der Nacht die Polizei vor der Tür und fragt nach zwei jüdischen Kindern, sie suchen das Haus ab und finden im Keller zwei verlassene Schlafplätze und eine Puppe. Gerdas Eltern werden verhaftet, sie und Otto bleiben allein zurück. Im Haus entdecken sie zwei Kinder: Daniel und die kleine Sarah, die gesuchten jüdischen Kinder! Beide sind auf der Flucht, denn Hitler, der Chef der Nazis will nicht, dass die Juden mit den anderen Leuten zusammenleben, selbst Kinder werden verhaftet. Nach Milch und Keksen beginnt noch in dieser Nacht die waghalsige Flucht der vier Kinder. Ein Nazi aus ihrem Ort und die Polizei sind ihnen dicht auf den Fersen. Die Kinder wollen nach Schweden, wo der Vater der jüdischen Kinder wartet. Was wie ein Abenteuer der Musketiere beginnt, wird bald ernste, gefährliche Realität.
Flucht ist kein Abenteuer. Krieg, Judenhass, Verfolgung und Verrat – all das sind schwierige Themen und doch sind sie für Kinder nachvollziehbar. Uns Erwachsenen fehlen oft die Worte, um euch Kindern davon zu erzählen. Die Autorin Maja Lunde erzählt in ihrem Buch darüber, das vier Kinder allmählich sehr komplexe Zusammenhänge begreifen... Sie lässt dich mitfühlen, was in Gerda vor sich geht und wie das 10jährige Mädchen zu begreifen beginnt, dass es um Leben und Tod und nicht um ein Versteckspiel geht. Beim Lesen wirst Du Gerdas ehrliche Dankbarkeit spüren für unverhoffte Hilfe vom vermeintlichen Feind, einem deutschen Soldaten. Wir können das echte Entsetzen der Kinder fühlen, als sie von einer netten alten Dame an die Nazis verraten werden.
Die Kinder beginnen zu verstehen, wer eigentlich hinter der Widerstandsbewegung steckt (auch ihre eigenen Eltern!) und was es für die Akteur:innen bedeutet: Der angeblich nichtsnutzige Cousin wird als Grenzschleuser zum mutigen Helden. Krieg hat viele Gesichter – davon berichtet Maja Lunde in ihrem bewegenden Buch.
Die vier Kinder werden es nach Schweden schaffen und an ihrer lebensgefährlichen Aufgabe wachsen, jedes auf seine Weise. Sie erfahren, wie viel Mut in Menschen stecken kann. Mut und Angst gehören zusammen – oder wie Corrie ten Boom, eine niederländische Christin und Judenretterin es einmal sagte: „Mut ist Angst, die gebetet hat“.
Es war fast schade, als das Buch irgendwann zu Ende war. Wir würden zu gern wissen, wie es mit den vier Kindern weiterging…
Wir haben zwei junge Leser interviewt, Folgendes haben sie uns über dieses Buch erzählt:
Was hat Dir an dem Buch „Über die Grenze“ besonders gut gefallen?
Mattheo, 8 Jahre:
Mir gefällt das Buch, weil es um Flüchtlinge geht. Später würde ich gerne Flüchtlingen helfen, weil es ihnen nicht gut geht. Manchmal müssen Kinder fliehen und haben dann keine Eltern mehr. Man muss sich mal vorstellen, wie schlimm es ist, wenn Kinder ihre Eltern nicht mehr sehen können. Das muss schrecklich sein.
Niklas, 11 Jahre:
Das Buch ist voll von Emotionen, z.B. Trauer und Freude. Es zeigt uns, dass das Leben nicht nur perfekt abläuft – es gibt Kinder mit Schwierigkeiten. Es zeigt uns, wie schlimm es für Juden damals war. Manche Leute nehmen das heute gar nicht mehr ernst, das stört mich. Das ist nichts, was man einfach so zur Seite schieben sollte. Wir müssen uns daran erinnern.
Welches ist Deine Lieblingsfigur in „Über die Grenze“?
Mattheo, 8 Jahre:
Daniel! Er ist sportlich, nett und ein guter großer Bruder für Sarah: Er passt gut auf sie auf, er nimmt sie Huckepack, als sie nicht mehr so schnell vor den Nazis davonlaufen konnte und er singt Lieder für sie, wenn sie traurig ist.
Niklas, 11 Jahre:
Otto, der große Bruder von Gerda! Er ist zuerst ein Feigling und möchte die jüdischen Kinder am liebsten loswerden. Doch dann erkennt er, dass er sich verändern muss und schließlich würde er sich sogar für die zwei jüdischen Kinder und seine Schwester opfern. Er lockt die Nazis von den drei anderen Kindern weg – das ist echt mutig. Johann, der Sohn von Dypvik tut mir leid, denn er ist der Sohn von Hitlers Hauptmännern und hat es bestimmt schwer. In der Schule wird er bestimmt von vielen nicht gemocht, dabei kann er nichts für seine Herkunft, doch die anderen machen ihm deswegen das Leben schwer. Er wird ausgeschlossen und darf nicht das Haus von Leuten betreten, die gegen die Nazis sind.
Welche Szene in „Über die Grenze“ hat dich am meisten gepackt?
Mattheo, 8 Jahre:
Mich hat total überrascht, dass der Soldat mit den braunen Augen von der deutschen Patrouille auf der Seite der Kinder steht – er hat sie nicht verraten und sie konnten weiter fliehen. Er hat nämlich selbst eine kleine Tochter.
Niklas, 11 Jahre:
Die Szene, wo sie auf einen Bauernhof kommen. Erst werden sie freundlich von einer alten Dame empfangen, die ihnen heiße Schokolade anbietet, doch dann finden sie ein Bild von Hitler und finden heraus, dass die nette alte Dame ein Nazi ist. Im Krieg kann man sich auf niemanden verlassen, was ich ziemlich traurig finde. Wir Menschen sollten doch in Vertrauen miteinander leben, aber die alte Dame verrät die Kinder an die Nazis.
Würdest Du das Buch von Maja Lunde anderen Kindern empfehlen?
Mattheo, 8 Jahre:
Ja, es ist spannend – die Nazis verfolgen die Kinder und kriegen sie fast, aber sie finden immer einen Weg, ihnen zu entwischen.
Niklas, 11 Jahre:
Ja, das Buch hat eine Botschaft. Es zeigt, dass man Menschen nicht nach ihrem Glauben, ihren Sitten oder Ritualen beurteilen sollte. Jeder Mensch sollte seine Religion haben und daran glauben dürfen. Es ist ein cooles Buch – extrem spannend, aber auch heftig, weil die Kinder oft in Lebensgefahr schweben.
Altersempfehlung: ab 9 Jahren